Herbsthochwasser 2023 – Reparatur der Sturmschäden
Nun ist die Segelsaison 2024 zu Ende, das neue Jahr hat begonnen und mittlerweile sind alle Sturmschäden aus dem Herbst 2023, die bei uns zur Reparatur in Auftrag geben wurden, fast vollständig instand gesetzt.
… Doch von vorne: Da im Oktober 2023 unsere Auftragsbücher für den Winter 23/24 schon gut gefüllt waren, konnten wir leider nicht alle großen Schäden so zeitig bearbeiten, dass die Boote in der Saison 2024 noch hätten schwimmen und segeln können.
Der eine oder andere Eigner musste diese Saison also leider auf sein Boot verzichten – hat dafür aber sein Boot nicht aufgeben müssen und hat in der nun anstehenden Segelsaison wieder ein fittes Schiff!
Hier möchten wir ausgewählte Projekte aus unserer „Sturmserie” vorstellen:
X 332
Eine anspruchsvolle Reparatur hatten wir an einer X332 aus Lindaunis. Das Boot hatte an Steuerbord im Vorschiffsbereich größere Delamination von Schaumkern zu Außenlaminat.
Hier haben wir, nachdem die Innenverkleidung entfernt wurde, ein Mallengerüst auf das Innenlaminat aufgebracht, um die Kontur der Außenhaut zu behalten. Jetzt konnte von außen der delaminierte Bereich entfernt werden und durch neues Kernmaterial sowie Außenlaminat ersetzt werden. Im letzten Teil der Arbeiten wurde die Reparatur wieder mit Gelcoat im Spritzverfahren versiegelt. Durch die für X-Yachts typischen Streifen im Rumpf war dieser Teil besonders aufwändig.
Das Schiff strahlt wieder im alten Glanz, und wir wünschen den Eigner einen schönen Segelsommer 2025.
Unser nächster „Patient” war eine Compromiss 999
Hier waren die Beschädigungen offensichtlicher als bei der X 332. Das Schiff konnte, trotz eines Loches in der Außenhaut, zum Glück davor bewahrt werden, auf Tiefe zu gehen. Nachdem wir sämtliche Technik und Einrichtung aus dem Schadensbereich entfernt hatten, konnten wir an die eigentliche Arbeit gehen.
Wir entfernten alles zerstörte Sandwichmaterial in der Außenhaut, der Fußreling und dem Laufdeck. Um später die Fußreling wieder herzustellen, haben wir von der Stb-Seite die Form der Fußreling abgenommen und anhand dieser ein neues Teilstück für Backbord an der Werkbank gebaut. Später wurde dieses Bauteil vor Ort eingeklebt und großflächig mit anlaminiert.
Die Rumpf-Deck-Verbindung haben wir durch ein vollständiges Laminat über die gesamte Fläche sowohl innen als auch außen hergestellt. Den ehemaligen Flansch der beiden Schalen, jetzt nur noch zum Halten der Scheuerleiste notwendig, haben wir als Volllaminat am Rumpf hergestellt und dann angeklebt. Alle Reparaturflächen wurden im mehreren Schritten mit Epoxidharzspachtel geglättet und zur Lackierung vorbereitet. Die Lackierung des Rumpfes erfolgt Anfang 2025.
Wir haben im Laufe des letzten Jahres insgesamt sechs Yachten mit Sturmschäden aus 2023 wieder instand gesetzt.
Das wohl größte Projekt haben wir als erstes im Mai 2024 begonnen und im Oktober 2024 abgeschlossen:
Luffe 43
Auch hier machten wieder großflächige Delaminationen in der Außenhaut an mehreren Stellen den Großteil der Schäden aus. Zudem handelte es sich hier wieder um einen „Patienten” aus Lindaunis.
Nachdem durch händisches Abklopfen die Delaminationen lokalisiert und grob eingegrenzt werden konnte, haben wir erst kleine Fenster in die Außenhaut geschnitten, um die Verklebung des Kernmaterials zu begutachten und das wahre Ausmaß der Delaminationen festzulegen. Es bestätigte sich nicht nur die Vermutungen an den markierten Stellen, der Schaden weitete sich noch aus. Insgesamt waren ca. 15 m² der Außenhaut delaminiert, im Vorschiff hatten sich die Anlaminate mehrerer Schotten vom Rumpf gelöst, die Wegerung in der Vorschiffskoje war gebrochen, und die Scheuerleiste sowie die Fußreling an Bb waren stark beschädigt.
Nachdem also alle Bereiche definiert wurden, musste dort sämtliches Kernmaterial entfernt werden. Auch bei diesem Projekt gab es im Vorschiff einen Bereich, der von innen ausgesteift werden musste, um hierbei die Form nicht gänzlich zu verlieren. Um die Werftzeit auf ein akzeptables Maß zu begrenzen, haben wir mit zwei Teams gearbeitet.
Es wurden die defekten Außenlagen der Laminate abgetragen, der Schaumkern in den Schadensbereichen entfernt, eine Vakuumdichtigkeit hergestellt und die Ränder des Außenlaminats angeschäftet. Dann wurde der neue Schaumkern mit Epoxidharz im Vakuumverfahren aufgeklebt. Auch die Laminat-Außenlagen wurden mit Hilfe des Vakuumverfahrens wieder neu aufgebaut.
Im Anschluss wurden alle Schadensbereiche großflächig in mehreren Durchgängen abgespachtelt, geglättet und ausgestrakt. Zu guter Letzt wurden alle Reparaturstellen in der Außenhaut mehrfach grundiert und für die Lackierung des gesamten Rumpfes vorbereitet. Insbesondere die große Schadstelle vorn an Bb war herausfordernd. Hier eine vernünftige, strakende Fläche ohne zu viel Spachtelmassen oder zu wenig Laminat herzustellen, war extrem zeitaufwändig und erforderte höchste Sorgfalt!
Im Innenbereich wurden die defekten Anlaminate der Schotten im Ankerkasten, der Segellast und im Vorschiff herausgetrennt und neu aufgebaut. Das Schwalbennest im Vorschiff konnte repariert werden, und die Teaksperrholz-Wegerung wurde neu angefertigt und eingeklebt.
Scheuerleiste und Fußreling wurden repariert, und es wurde ein neuer Bugkorb angefertigt und montiert.
Als Abschluss folgte die Lackierung der Außenhaut durch unsere Partnerfirma Peter Wrede Yachtlackierungen in einem leicht abgeänderten Farbton zum vorherigen Lack. Die Eignerfamilie nutzte dies als Chance, dem Boot ein neues Erscheinungsbild zu geben.
Wir finden, es ist den Lackierern und Eignern eine wirklich hübsche und auffällige Farbgebung gelungen, die aus dem dunkelblauen Einheitsbrei positiv heraussticht.
Wir wünschen den Eignern alles Gute, immer eine handbreit Wasser unterm Kiel und viel, viel Spaß in der kommenden Segelsaison mit der (man muss es so sagen) geretteten Segelyacht!
Alle von uns für die Reparaturen der Sturmschäden verwendeten Laminier-, Klebe- und Spachtelmassenharze sind Epoxidharze. Als Glasmaterial kamen ausschließlich gerichtete E-Glas Gelege zum Einsatz. Damit ist eine extrem gute Anbindung der Reparaturlaminate an das Originallaminat gegeben, und auf die Außenhaut einwirkende Kräfte werden besser abgeleitet und großflächiger verteilt.
Wie bei so vielen Reparaturen von Serienyachten kann man durchaus behaupten, dass die bearbeiteten Bereiche im Nachgang eine wesentlich bessere Materialgüte und eine höhere Festigkeit aufweisen als zuvor.
Besonders die Projekte, die aus den Sturmschäden von 2023 entstanden, waren herausfordernd, planungsintensiv und alles andere als trivial. -> Aber genau das sind die Punkte, die die Freude und Begeisterung unseres Werft-Teams an diesem Handwerk ausmachen.
Durch unser hervorragendes örtliches Netzwerk mit Logistikern, Lackierern, Motorenspezialisten, Segelmachern und Edelstahlschlossern sind wir in der Lage, zügig, kompetent und kostentreu die Reparatur auch dieser großen Havarieschäden so blendend auszuführen.